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„Das macht dann 10 Kakaobohnen, bitte!“
 

Währung, Medizin, Speise der Götter – die Geschichte des Kakaos und seiner Bedeutung ist eine faszinierende Reise durch Kulturen und Zeitalter. Über 5.500 Jahre lässt sie sich heute zurückverfolgen. Gehen wir auf Zeitreise.


Teil 1 – Der Ursprung

Dass in Mittelamerika die Wiege der Kakaokultur lag, rund 1.500 vor Christus bei den Maya, davon ging die Wissenschaft lange Zeit aus. Und so sind es auch die Maya, und später die Azteken, mit denen der Kult um die kostbare Bohne gemeinhin assoziiert wird.
 

Übrigens*

Während der „Kakao-Wein“ eher schwierig zu bekommen sein dürfte, wird die weiße Pulpe gerade wiederentdeckt – und zwar als Saft, den ein schweizerisch-ghanaisches Start-up seit Kurzem vertreibt. Süß-säuerlich und exotisch soll er schmecken. Wir finden: eine ganz wunderbare Form der „Resteverwertung“.













Tatsächlich wurden Kakaobohnen aber schon viel früher genutzt, weiter südlich, und ganz anders, als wir es heute kennen. So zeigen Untersuchungen im Hochland von Ecuador, dass hier bereits vor 5.500 Jahren Kakao genutzt wurde – jedoch nicht die Bohne, sondern vielmehr das süße Fruchtfleisch. Es wurde pur genossen oder vergoren, als Wein-artiges, alkoholisches Getränk. Na dann, Cheers!

Auch in Mittelamerika war der Kakaobaum bereits vor 4000 Jahren bekannt. Hier wurde allerdings beides verwendet, die Pulpe und die Bohne.


Wer hat’s erfunden? Die Olmeken.

Die Blütezeit dieser ersten bekannten Hochkultur war von 1.500 bis 400 vor Christus. Ihr Siedlungsgebiet lag im Tiefland der mexikanischen Golfküste, in Tabasco und im südlichen Teil von Veracruz. Von den Olmeken ist nicht viel überliefert, außer dass sie kolossale Steinköpfe errichteten, vermutlich zu Ehren ihrer Herrscher, und dass sie, in ihrer eigenen Urform der Mixe-Zoque-Sprache das Wort ‚kakawa‘ verwendeten, welches die Wandlung der Sprache überdauert hat und zu ‚Kakao‘ wurde. 
 

*Quelle: https://daspaulimagazin.ch/de/fotoreportage/food-innovation-kakaofruchtsaft-die-gastronomie-entdeckt-eine-neue-zutat
 

Und dann endlich: die Maya.

Aus der Zeit dieser bekannten altamerikanischen Hochkultur gibt es noch heute Funde zu bewundern (z.B. im Kakaomuseum, Köln), die belegen, welchen Stellenwert der Kakao für die Maya hatte: hochwandige, schmale Trinkgefäße, die kunstvoll bemalt wurden und nicht selten eine Widmung trugen. In einem solchen Gefäß, das auf 460 bis 480 n. Chr. Datiert wird und die Glyphe „kakaw“ trägt, fanden Forschende Rückstände von Theobromin, einem Inhaltsstoff von Kakao.


Der Kakao als Weihwasser, Medizin und Grabbeigabe

 

Diego De Landa, Bischof von Yucatán und Maya-Forscher des 16. Jahrhunderts, schrieb: „Aus Mais und gemahlenem Kakao machen sie einen Sirup, der sehr schmackhaft ist und mit dem sie ihre Feste feiern; aus dem Kakao gewinnen sie ein Fett, das wie Butter aussieht, und daraus und aus Mais stellen sie einen anderen schmackhaften und geschätzten Trank her.“

Welch große Bedeutung der Kakaobaum für die Maya hatte, zeigt nicht nur der Aufwand, mit dem er im großen Stil kultiviert wurde, sondern auch die Vielfalt seiner Nutzung. Die Früchte, die sich über Handelswege über das gesamte Reich der Maya, und später auch das der Azteken verbreiteten, wurden auf die verschiedensten Arten zubereitet.

Man fand Kakaobohnen nebst Trinkgefäßen als Grabbeigabe und der Trank wurde sogar als Weihwasser verwendet, für bestimmte Rituale, wie den Übertritt vom Jugendlichen ins Erwachsenenalter. Und die Frucht galt als wahres Allheilmittel. Während die Kakaobutter aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften vor allem in der Wund- und Hautpflege zum Einsatz kam, wurde der Trank etwa bei Verdauungsproblemen oder Geburtsschmerzen gereicht. Last, but not least, waren Kakaobohnen ein gängiges Tausch- und Zahlungsmittel.


Ein Geschenk der Götter: Die Azteken und die „Xocólatl“ 

Ausgehend von dort, wo heute Mexico Stadt liegt, begann Anfang des 13. Jahrhunderts die Hochkultur der Azteken, die dort ihre Hauptstadt errichteten. Sie feierten den Kakao als ein Geschenk von Quetzalcoatl, dem mächtigen Gott des Windes und des Mondes. Seine Früchte wurden auch hier, hauptsächlich von den oberen Gesellschaftsschichten, vielfältig genutzt und verarbeitet; die Bedeutung als Zahlungsmittel stieg in dieser Zeit enorm. So wurden sie vor allem für Tributzahlungen der Provinzen an die Hauptstadt genutzt. Handelsrouten und Lagerhäuser wurden streng bewacht.

Die Azteken machten aus dem Kakao nominell das, wofür er heute bekannt ist: Xocólatl. Das Wort setzt sich aus den beiden Begriffen „Xòcoc“ für bitter, sauer, würzig und „atl“ für Wasser zusammen. Er wurde mit Wasser gekocht und mit Pfeffer, Chili oder Cayennepfeffer, Vanille und Mais gewürzt und schaumig gerührt. Bis die Kakaobohne ihren Siegeszug um die Welt antritt, sollte noch gut ein weiteres Jahrhundert vergehen. Und der erste, der den Kakao zu kosten bekam, war alles andere als begeistert.

Fortsetzung folgt…

Fun Fact: In Ermangelung von Waagen wurde ein Warenwert mit einer bestimmten Anzahl Bohnen abgegolten. So kostete etwa ein Truthahn 200 Kakaobohnen, ein Hase 100 Kakaobohnen und eine Avocado zwischen ein und drei Kakaobohnen.

 





 


 


Kostprobe gefällig? So schmeckte der Trank der Götter…

 

Schaut man auf die Zutaten, die sowohl die Maya als auch die Azteken der gemahlenen und mit heißem Wasser aufgegossenen Kakaobohne beigemischt haben, kann man sich ausmalen, wie Kolumbus und seine Mannen auf den Erstkontakt reagiert haben. Das Gebräu war reichlich bitter, würzig, vermutlich scharf und, anders als der Kakao unserer Kindheit, überhaupt nicht süß.

Jedoch: Es ist einen Versuch wert, denn Rohkakao enthält nicht nur wichtige Nährstoffe und versorgt mit gesunden Fetten, Proteinen, Ballaststoffen und ein paar Kohlenhydraten den Körper mit nachhaltiger Energie. Er wirkt, hat man sich erst an den neuen Geschmack gewöhnt, auch

erstaunlich belebend und macht – ja, irgendwie zufrieden. Hier ein Rezept, das in etwa dem entsprechen dürfte, was die Maya und Azteken verwendeten:

 

ZUTATEN

300ml heißes Wasser
2 TL Rohkakao
1 TL Honig
eine Prise Salz
Pfeffer
Chili
Vanille

ZUBEREITUNG

Wasser erhitzen und in eine ausreichend große Tasse geben.

Die Inhaltsstoffe hinzufügen

Gut umrühren, am besten mit einem Milchschäumer, denn Rohkakao ist schwer löslich.

Etwas abkühlen lassen und feierlich genießen.


Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Feinste Chocolatierskunst – für den anspruchsvollen Gaumen…

Wer den reinen Geschmack echten, hochwertigen Kakaos kennenlernen und genießen möchte, muss nicht unbedingt das Rezept der Azteken befolgen. Leicht angepasst, an anspruchsvolle Gaumen, entwickelt das kostbare Naturprodukt auch leicht gesüßt und mit etwas Kakaobutter harmonisiert seine beglückende Wirkung.

Sortenreine Tafelschokoladen gibt es aus der Lauensteiner Traditionsmanufaktur zum Beispiel mit 85 oder 75 Prozent Kakaoanteil.

Oder, angelehnt an die Rezepturen der ersten Kakao-Connaisseurs, mit rosa Pfeffer oder Meersalz.

(…)

Quellen: http://de.chclt.net/geschichte-der-schokolade/, https://www.regenwald-schuetzen.org/verbraucher-tipps/kakao-und-schokolade/geschichte-der-schokolade, https://www.deutschlandfunk.de/kulturgeschichte-des-kakaos-mehr-als-ein-kolonialer.1148.de.html?dram:article_id=439211