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Woher kommt eigentlich…

…der Adventskalender?

Täglich eine kleine Überraschung, ein süßer Glücksmoment; aber auch das Bewusstmachen jedes einzelnen Tages, in der besonderen Zeit vor Heiligabend: Das alles sind Gründe für den festen Platz, den der Adventskalender bei vielen Familien einnimmt. Aber woher kommt dieser Brauch eigentlich? Ist er eine Erfindung der Schokoladenindustrie? Hat man hinter den Türchen schon immer Süßes oder kleine Geschenke versteckt – oder hatten sie ursprünglich einen ganz anderen Sinn?

Wer, wie wir, jedes Jahr auf Ideensuche für die Adventszeit geht, kommt nicht umhin, auch mal in der Vergangenheit zu stöbern. Und die ist im Falle des Adventskalenders schon recht ergiebig, wie ein kleiner Blick ins Lauensteiner Bildarchiv zeigt:

Aber den Anfang des Ganzen? Den haben wir damit natürlich noch nicht gefunden. Denn tatsächlich ist die Idee des Adventskalenders noch um einiges älter, als die über 50jährige Geschichte unserer Schokoladenmanufaktur.

‚adventus‘ bedeutet Ankunft

Die eigentliche Bedeutung der Adventszeit ist die seelische Vorbereitung auf das christliche Hochfest des Jahres, die Geburt Jesu. Nun wurden diese besonderen Tage Mitte des 19. Jahrhunderts – auf diesen Zeitraum werden die ersten Adventskalender datiert – in der katholischen Kirche mit täglichen Andachten begangen, während in evangelischen Kreisen die Zusammenkunft und Kontemplation innerhalb der Familie stattfand.

Für Kinder damals wie heute eine Tortur: das Warten.

Dass die ersten Adventskalender um 1840 herum erfunden wurden, ist wohl kreativen Eltern zu verdanken. Denn für die Kleinsten ist die Zeit freilich eine äußerst abstrakte Größe. Und tatsächlich gibt es nicht den einen Geburtsort oder den Zeitpunkt, der den Beginn der Tradition markiert. Es ist vielmehr eine Entwicklung, die an mehreren Orten mehr oder minder zeitgleich ihren Lauf nahm.

Von Strohhalmen und Kreidestrichen, Himmelsleitern und Weihnachtsuhren…

Die ersten Formen kamen aus dem protestantischen Umfeld, wo die Familien nach und nach 24 Bilder an die Wand hängten. Einfacher war eine Variante mit 24 Kreidestrichen an Wand oder Tür, bei der die Kids täglich einen Strich wegwischen durften. Nach einem katholischen Brauch, hingegen, durften brave Sprösslinge täglich einen Strohhalm in die Krippe legen, damit das Jesuskind bei seiner Ankunft schön weich liegen würde. Und auch Abreißkalender mit Bildern und Versen zählten zu den frühen Vertretern des Brauches, der sogar in Thomas Manns „Buddenbrooks“ erwähnt wird.

Ein anderer Brauch im 19. Jahrhundert war das Adventsbäumchen. Seine Zweige wurden jeden Tag mit einem kleinen Fähnchen, Zettel oder Stern behangen, auf dem ein Bibelvers geschrieben stand. Aus Österreich stammt die Idee der Himmelsleiter, auf der das Jesukind mit Hilfe der Kinder 24 Sprossen nach unten „steigt“, bis es sinnbildlich auf der Erde ankommt, und aus Skandinavien die Tradition der Adventskerzen. Diese werden bis heute in 24 Abschnitte unterteilt, von denen jeden Tag einer herunterbrennen darf.

Gerhard Lang und seine Mama – oder: Das Phänomen geht in Serie…

Im Jahr 1902 veröffentlichte eine evangelische Buchhandlung in Hamburg schließlich den ersten gedruckten Kalender, in Form einer Weihnachtsuhr für Kinder mit den Zahlen 13 bis 24 auf dem Zifferblatt. 1903 folgte dann der Münchner Verleger Gerhard Lang, der die Idee mit seinem gedruckten Kalender "Im Lande des Christkinds" so richtig ins Rollen brachte. Dieser erzählt von den unzähligen Vorbereitungen, die das Christkind vor Weihnachten erledigen muss. Dieser frühe Adventskalender bestand aus zwei bedruckten Bögen Papier: einem größeren mit 24 Textfeldern und einem kleineren mit 24 Bildern. Letztere konnten die Kinder ausschneiden und selbst auf die Felder mit dem Datum kleben. Das war eine echte Bastelarbeit – schön anzusehen, mit vielen Engelchen, Schnee und Weihnachtsschmuck. Gerhard Lang hatte die Idee damals von seiner Mutter übernommen und abgewandelt. Ihr handgenähtes Exemplar mit hausgemachtem Gebäck, von dem er Tag für Tag eines naschen durfte, war quasi der Prototyp. In den darauffolgenden Jahren ließ Lang sich immer neue Kalender einfallen. Auch das erste Exemplar mit Schokolade und die Idee mit den Türchen stammen von ihm. Viele weitere Verleger folgten dem Vorbild Langs, der sein Geschäft einige Jahre später jedoch aufgeben musste. Er konnte dem steigenden Preisdruck nicht standhalten. Bereits in den 1930er Jahren war der Adventskalender dann in weiten Teilen Deutschlands zuhause.

Der Adventskalender im Nationalsozialismus

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann in Deutschland die Verdrängung christlicher Bräuche aus dem öffentlichen Leben. Man versuchte, die Feste umzudeuten. Diesem Vorhaben sowie der späteren Kontigentierung von Papier fiel nach und nach auch der Adventskalender zum Opfer. Als 1941 die kirchliche Presse verboten wurde, ließ die NSDAP als Ersatz unter dem Namen „Vorweihnachten“ einen eigenen Kalender produzieren – mit Erzählungen und Liedern sowie Mal- und Bastelvorschlägen. Sämtliche christlich-religiösen Elemente wurden mit ideologischen Inhalten, unter Bezugnahme auf vermeintlich germanische Wurzeln, ersetzt.

Fulminantes Comeback – und der Siegeszug um die Welt

Bereits im Winter 1945 wurden wieder Adventskalender nach dem alten, christlich geprägten Vorbildern gedruckt – zunächst meist mit den Motiven der Vorkriegszeit. Eine der ersten Genehmigungen zum Druck erhielt der Stuttgarter Richard Sellmer Verlag. 1946 stellte Sellmer den international gestalteten Stellkalender „Die kleine Stadt“ auf der Frankfurter Messe vor. Nutzungsanleitungen in englischer und französischer Sprache lagen ab 1948 etwa dem Kalender Alt-Stuttgart bei. Heimkehrende US-Soldaten sorgten für die Verbreitung und 1953 bekam Sellmer einen ersten Großauftrag über 50.000 Kalender. Ab diesem Zeitpunkt nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf, viele andere Verleger stiegen in das Geschäft mit ein und der Adventskalender verbreitete sich von Deutschland und den USA ausgehend rund um den Globus.

Der Adventskalender heute – von Superkommerz bis back to basic

Lust auf eine Bastel-Session? Sophia von Style. Pray. Love. hat vor einigen Jahren eine ganze Reihe hübscher DIY Adventskalender zusammengestellt, die ein riesiges Spektrum an Stilen und Techniken abdecken. Unserer Meinung nach immer noch aktuell und wunderbar inspirierend. Viel Spaß beim Werkeln und Befüllen! 

In den letzten 20 Jahren hat der Adventskalender einen regelrechten Boom erlebt. Es gibt ihn für Kinder und Erwachsene, mit Schokolade, Spielzeug, Kosmetik oder Bier, mit Achtsamkeitsübungen und Sex Toys.

Ein riesiger Trend sind zugleich die selbstgebastelten Varianten. Das Netz ist erfreulich voll von kreativen, mehr oder weniger aufwändigen DIY-Anleitungen für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Und auch einige traditionell christliche Exemplare, die an die Ursprünge erinnern, erfreuen sich heute wieder steigender Beliebtheit. Der Adventskalender von Andere Zeiten etwa, scheint sich dem materiellen Trubel völlig zu entziehen und erfreut sich einer treuen Fangemeinde.

Welche Art Kalender nun den Weg ins heimische Wohn- oder Kinderzimmer findet, ist dank der gigantischen Auswahl letztlich Geschmackssache. Was aber alle gemein haben dürften, ist die Absicht, den Advent zu etwas Besonderem zu machen – eine besinnliche Zeit der Freude und des Beisammenseins.*

Inspiration für kleine Leseratten…

Eine ganz andere Adventskalendergeschichte erzählt dieses Buch von Sophia Lang: Es heißt „Der magische Adventskalender“ und nimmt kleine AbenteurerInnen mit auf eine fantastische Reise voller Liebe, Magie und lustiger Begegnungen. Denn der geheimnisvolle Adventskalender des kleinen Helden Paolo ist bewohnt – von Kasimir, einem pelzigen Wesen aus einer anderen Welt. Gemeinsam mit Paolos Schwester Lara erleben sie die wildesten Abenteuer. Aber mehr wird nicht verraten. Viel Spaß beim Lesen und Lauschen!





Pssst… Kleine Lesepause gefällig? Hier gibt’s was zum Knuspern und Träumen. Und dann auf ins nächste Abenteuer!

https://www.lauensteiner.de/de/knusperhaus-p8237/?search=1






*Anmerkung der Redaktion: Die aufgezählten Bräuche sind bei Weitem nicht vollständig und auch die Entwicklung während und nach dem Zweiten Weltkrieg ist eine stark verkürzte Fassung. Wer genauer nachlesen möchte, dem sei der
Wikipedia Eintrag zum Thema empfohlen, ebenso wie dieser Artikel: mein-adventskalender.de/adventskalender-geschichte/. Beide haben uns als Quellen gedient.